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Woko vom 4.4.: Die politischen Konsequenzen aus dem Panama-Skandal Drucken E-Mail

Offshorefirmen, Steuerparadiese, Steuervermeidung, Steuerhinterziehung - all das ist im Wesentlichen ein alter Hut und seit Jahrzehnten bekannt. Ebenso bekannt ist auch, dass die Politiker seit Jahren versprechen diesen Steuerhinterziehungsmechanismen den Garaus zu machen. So etwa befindet sich der Finanzplatz Panama seit 1998 auf der schwarzen Liste. Passiert ist hingegen bisher wenig. Im Übrigen ist Panama neben etwa den Bahamas oder den Cayman-Inseln nur einer von zahlreichen Offshore-Plätzen.

 

Die nun vorliegenden Unterlagen über den Finanzplatz und dessen Machenschaften sind das Resultat einer internationalen Medienrecherche von Journalisten aus über 80 Ländern. Dieser journalistische Vorstoß ist aus dem Grund zu begrüßen, weil er nunmehr eine größere Öffentlichkeit für die Problematik erreicht, als dies die etablierte Politik bisher für notwendig hielt. Letzteres ist das eigentliche Dilemma, denn über Jahrzehnte haben es die Regierungen versäumt eine Gesetzeslage zu erzeugen, welche Steuerhinterziehung bzw. Steuervermeidung dieser Art unmöglich macht. 2013 haben die G8-Politiker incl. Russland auf ihrem Gipfel in Loch Erne angekündigt den Missbrauch von Firmenkonstruktionen durch Briefkastenfirmen bekämpfen zu wollen. Geschehen ist bisher nahezu nichts. Nach wie vor, so beweisen es die Panama-Daten, ist es offenbar ein Leichtes, die tatsächlichen Firmeneigentümer sowie die Geldflüsse zu verbergen.

 

Wenn nun angesichts der Journalistenrecherche bekannt wird, dass diese Offshoregeschäfte alleine am Beispiel Panama von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern sowie Superreichen und Spitzensportlern weltweit genutzt wurden, wird klar, wo das eigentliche Problem liegt: bei den Regierenden selbst.

 

Es zeigt sich aber auch, dass die Banken ihren betuchten Kunden bei der Gründung von solchen Offshorefirmen behilflich sind. So tauchen in den Datensätzen u.a. auch die Raiffeisenbank international und die Hypo Vorarlberg auf. Hier wird nicht nur zu klären sein, ob diese dabei ihre Sorgfaltspflicht verletzt haben, sondern die gesetzlichen Möglichkeiten zur Gründung von solchen Firmenkonstruktionen sind einer gründlichen politischen Prüfung zu unterziehen und derart einzuschränken, dass Intransparenz unmöglich gemacht wird.

 

Es ist die Aufgabe der Regierungen, auch der österreichischen, für eine Rechtssicherheit bei Firmengründungen bzw. Finanztransaktionen zu sorgen, welche Steuerflucht bzw. Steuervermeidung juristisch unmöglich machen oder aber zumindest deutlich erschweren. Wenn der nun vorliegende mediale Druck zu dieser Konsequenz führt, dann hat der Panama-Skandal einen Sinn. Man darf gespannt sein, wie die österreichische Reaktion aussehen wird. (Gerhard Kohlmaier)

 
Woko vom 3.4.2016: Was kann Kurz? Drucken E-Mail

Vor etwas mehr als einer Woche stellte das Wochenmagazin „Profil“ die Frage, was denn Sebastian Kurz, der jüngste Außenminister der Welt, tatsächlich könne. Nun, die Antwort ist relativ einfach. Kurz möchte weiterhin Karriere machen und da winkt wohl als nächstes Ziel die Kanzlerschaft.

Um aber dieses Ziel zu erreichen, wird der Außenminister einerseits den derzeitigen Parteiobmann der ÖVP schwächen müssen und andererseits die Hilfe der FPÖ benötigen.

Mitterlehner zu entzaubern dürfte nicht allzu schwierig sein, und das beweist Kurz in letzter Zeit immer deutlicher, indem er sich überraschend über Themenbereichen äußert, in denen der Vizekanzler wohl ob des Regierungspartners zaudert.

 

Der Applaus der Strache-Partei war Kurz spätestens dann sicher, als er eine relativ radikale Änderung in der Flüchtlingsfrage ansteuerte, und das sehr bewusst gegen die bis dahin geltende Linie des Bundeskanzlers. Allerdings hat er diesen Erfolg auch einer SPÖ und Kanzler Faymann zu verdanken, welche bereits jetzt ziemlich ratlos zu sein scheint, welche politische Strategie sie einer immer stärker werdenden FPÖ und eines die Themenführerschaft bestimmenden Außenministers entgegensetzt.

 

Kurz hat in den wenigen Jahren, in welchen er in der Spitzenpolitik ist, gelernt, wie parteipolitische Manöver funktionieren. Nun beginnt er das Gelernte umzusetzen und das ist auf Grund einer gelähmten SPÖ nicht schwierig. Das ist alles. (Gerhard Kohlmaier)

 
Frohe Ostern Drucken E-Mail

Ich mache Osterurlaub und wünsche allen Leserinnen und Lesern frohe Ostern und einige erholsame Tage. Der nächste Wochenkommentar erscheint am 3. April 2016.

 
Woko vom 20.3.: Vor Jahren hätte uns eine Insolvenz Milliarden erspart Drucken E-Mail

Da schau her! Die Kärntner Politiker lassen bereits juristisch prüfen, ob die Landeshaftungen überhaupt Geltung haben und eingefordert werden können. Immerhin sind ja erst 7 Jahre vergangen, seitdem man die marode Bank, für deren Machenschaften zum Teil die selben Politiker eine Haftung eingingen, welche nun nach wie vor die politischen Akteure bei der Aufarbeitung der verursachten Schäden sind. Kurios, aber durchaus systemkonform wurschteln Schaunig, Holub und Konsorten weiterhin in der Kärntner Politik herum. Offenbar haben zahlreiche Politiker verdrängt, dass sie die Machenschaften eines Jörg Haider im Kärntner Landtag unterstützt haben. Wenn nun diese Politiker in der Trümmerbewältigung wiederum die Akteure sind, so entspricht das dem Brandstifter, welcher gleichzeitig Feuerwehr spielen darf.

 

Immer deutlicher wird nun - in der eingeläuteten Endphase des HYPO-Dilemmas - auch die problematische Rolle, welche Notenbankchef Nowotny und der Leiter der HYPO-Taskforce Liebscher einnahmen. Denn nun, wo Kärnten eine Insolvenz droht, stellt sich die berechtigte Frage, warum man diese nicht bereits 2013 erwirkt hat. Vor drei Jahren nämlich rechnete das Beratungsunternehmen Wyman vor, dass sich die Republik bei einer Insolvenz Kärntens 5,3 Milliarden Euro ersparen würde. Außerdem, so das Gutachten, sei eine Insolvenz der mit Abstand beste Weg einer Abwicklung der Problematik.

Aber unser Notenbankchef Nowotny arbeitete strikt gegen ein solches Insovenzszenario, ebenso sein Vorgänger Liebscher. Man verbreitete Horrorzahlen, welche eine Insolvenz die Republik kosten würde, Zahlen, die von anderen Experten nicht einmal nachvollzogen werden konnten. Schließlich ließ die Bundesregierung den Insolvenzplan fallen.

 

Nun aber kann die Insolvenz Kärntens tatsächlich Realität werden. Dass eine solche dann um etliche Milliarden mehr kosten wird als etwa noch vor drei Jahren, stört zahlreiche Involvierte nicht. Denn letztlich werden diese Milliarden weder Nowotny noch Liebscher, weder Pröll noch Fekter, weder Kaiser noch Holub - und schon gar nicht die Erben Haiders - bezahlen, sondern wieder einmal die Steuerzahler. (Gerhard Kohlmaier)

 
Woko vom 13.6.: Insolvenz Kärntens: Forderungen bleiben 30 Jahre bestehen! Drucken E-Mail

Die Heta-Gläubiger beharren auf eine Geldrückzahlung von 100% und lehnen das Angebot Kärntens und des Bundes (Verzicht von 17%) ab.

Kärnten bleibt somit auf seinen Haftungen von 11 Milliarden sitzen. Zu erwarten sind nun etliche Prozesse der Gläubiger gegen Kärnten, an denen vor allem die Anwälte kräftig verdienen werden.

 

Springt der österreichische Steuerzahler nicht ein - und Finanzminister Schelling hat dies ausgeschlossen - dann geht das Bundesland Kärnten in die Insolvenz. Sodann geht es um die Frage, welche Teile des Kärntner Landesvermögens verwertet werden können, also was vom Landesvermögen man den Gläubigern anbieten kann.

 

In dieser Frage gibt es unterschiedliche Rechtsansichten: Während verschiedene Gutachter der Kärntner Landesregierung nur sehr wenige Zugriffsmöglichkeiten für die Gläubiger sehen (Sie kamen auf eine Gesamtsumme von ca. 60 Millionen), ist der Verfassungsrechtler Heinz Mayer in seinem Gutachten anderer Meinung. Er sieht auch das Fiskalvermögen Kärntens für die Insolvenz zugänglich, also etwa Unternehmensbeteiligungen oder Eigentum an Seen und Grundstücken. Auch Darlehensrückzahlungen aus der Wohnbauförderung seien pfändbar, ebenso der Fuhrpark des Landes, das Landhaus und die 51%-Anteile an der KELAG.

 

Das echte Damoklesschwert einer Kärntner Insolvenz besteht jedoch im so genannten Nachforderungsrecht. Dieses ermöglicht es den Gläubigern über 30 Jahre Zugriff auf Mittel des Landes zu nehmen. Auch die Zinslast erhöht sich für das Land jährlich. Kärnten droht somit das Schicksal Griechenlands, d.h. Sparen in allen Bereichen, Kürzen von öffentlichen Ausgaben, Versorgungsnotbetriebe der öffentlichen Hand im Schul-, Gesundheits- und Sozialwesen, und das über Jahrzehnte. Oder aber das Versprechen Schellings, dass kein Cent an Steuergeld mehr nach Kärnten fließe, wird gebrochen und die gesamte Republik verschuldet sich weiter. (Gerhard Kohlmaier)

 
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