Wochenkommentar vom 10.3.2013: Die Börsen boomen Drucken

Derzeit boomen die Börsen - der Dow Jones Index befindet sich auf einem historischen Hoch, aber auch der NASDAQ, der DAX oder etwa der ATX und so mancher Beobachter deutet diesen Umstand als ein gutes Zeichen, als ein Zeichen der wirtschaftlichen Erholung. Aber der Boom ist aus mehrerer Hinsicht trügerisch.

Ein Grund dafür ist die Geldpolitik der Zentralbanken. Sie haben die Notenpressen angeworfen, betreiben weltweit eine niedrige Zinspolitik und halten das System der ungeregelten Wechselkurse aufrecht. Alles zusammen führt zu dem Effekt, dass dem Finanzkapital Geld nahezu gratis zur Verfügung gestellt wird. Da diesem die Gewinnspannen auf dem Anleihenmarkt derzeit zu gering sind, investiert es vermehrt in den Aktienmarkt. Hinzu kommen die Milliarden von Hilfsgeldern, welche in den letzten Jahren weltweit an die Banken ausgeschüttet wurden und die letztlich überwiegend bei jenen Gläubigern ankamen, welche durch ihre riskanten Machenschaften die Krise vor 4 Jahren hervorgerufen haben. Ihre Verluste wurden also durch die Steuerzahler überwiegend ausgeglichen und sie setzen ihre Politik der Geldvermehrung durch Geld fort. Beim nächsten Einbruch, der wohl in Bälde zu erwarten ist, werden sie wieder die Steuerzahler zur Kasse bitten.

Obwohl die Konjunkturaussichten alles andere als rosig sind - in der Währungsunion ist für 2013 ein Schrumpfen der Wirtschaft vorausgesagt - werden an den Finanzmärkten derzeit kräftige Gewinne erzielt. Auf die Realwirtschaft hat dies so gut wie keinerlei Einfluss. Aber das Finanzkapital ist eben kein Realkapital. Das sollten selbst die blauäugigsten neoliberalen Verfechter des freien Marktes schon erkannt haben.

Die Bürger leiden unter der Entwicklung mehrfach. Damit die sprudelnden Steuertöpfe auch in Hinkunft für die riskanten Spiele des Finanzkapitals zur Verfügung stehen und nicht wegen Zahlungsunfähigkeit der Staaten - sprich der Geisel Steuerzahler - versiegen, muss bei den Sorgenkindern der Staatshaushalte kräftig gespart werden, das heißt u.a. im Sozialsystem, Bildungs- und Gesundheitsbereich. Zudem steigt die Arbeitslosigkeit und immer mehr Menschen fallen unter die Armutsgrenze. Das Finanzkapital setzt unter tatkräftiger Mithilfe der herrschenden Politik währenddessen seine Strategie der Geldvermehrung ungehindert fort.

So wächst die Kluft zwischen Arm und Reich ständig weiter, Sozialsysteme werden demoliert, den Menschen werden ihre Zukunftschancen stückweise gestohlen, sowohl in der Arbeitswelt als auch die auf ein menschenwürdiges und finanziell abgesichertes Altern. Die demokratische Einflussnahme auf die wesentlichen Systemprozesse werden erschwert.

Die Börsen boomen und das Volk hat nichts davon. Ein System hat ausgedient, weil es sich gegen die Mehrheit der Menschen gewandt hat und diese zu Gunsten der Interessen einer kleinen Minderheit in eine neue Form von Sklaverei gepresst hat. Ein neuer Prometheus ist gefragt!  (Gerhard Kohlmaier)