Woko vom 10.1.21: Ob das geschickt war? Drucken E-Mail

 

Es ist - wie so vieles andere - in der Zeit der Corona-Problematik fast untergegangen: China und die EU haben nach langjährigen Verhandlungen zum Jahresende ein Handels- bzw. Investitionsabkommen in seinen Grundsätzen beschlossen.

Für die Europäer geht es dabei in erster Linie darum, dass China deren Investitionen in den chinesischen Markt überhaupt zulassen bzw. dafür annähernd gleiche Bedingungen schafft, wie sie die chinesische Wirtschaft vorfindet. Chinesische Unternehmen haben sich im Gegenzug einen vertraglich garantierten Zugang zu den europäischen Märkten gesichert.

Der genaue Wortlaut des Abkommens ist derzeit noch unbekannt und dieses muß auch noch durch den Europäischen Rat sowie durch das Parlament bestätigt werden. Dabei sollte man sich jedoch aus mehreren Gründen Zeit lassen:

  • Einerseits ist es gerade Aufgabe des Europäischen Parlaments penibel darauf zu achten, dass der Vertragspartner China jene Menschen- und Arbeitsrechte einhält, welche auch in der EU gelten. Dass dies der Fall ist, daran darf gezweifelt werden.
  • Es darf auch daran gezweifelt werden, ob das chinesische kapitalistisches System, in welchem der Staat die Regeln bestimmt, jemals mit einem westlich geprägten kapitalistischem System auf Augenhöhe konkurrieren kann.
  • Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig dezentrale und lokale Handelsstrukturen sind und wie problematisch die Produktion von lebenswichtigen Gütern durch wenige internationale Konzerne werden kann.
  • Auch auf Grund der Klimaproblematik und aus ökologischen Gründen sind Handelsabkommen alten Stils, welche ökologische, gesundheitliche und soziale Fragen nicht ins Zentrum ihrer Verhandlungen rücken, strikt abzulehnen.
  • Wäre es nicht besser gewesen, sich mit der neuen amerikanischen Regierung in grundsätzlichen Fragen einer künftigen Handelspolitik China gegenüber abzusprechen, bevor man seitens der EU Alleingänge unternimmt?

 

Abgesehen von der prinzipiellen Sinnhaftigkeit solcher Abkommen ist im gegenständlichen Fall wohl auch der Zeitpunkt eines Abschlusses äußerst ungeschickt gewählt.