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21.2.: Aktuelles Thema: Das Misstrauen der Bürger ist durchaus begründet Drucken E-Mail

Täglich sind sie da, täglich Gesprächsthema - die Widersprüche, die unser aller Leben begleiten. Sie gehören gleichsam zum Leben, sind selbst Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens. Naturgemäß nehmen sie in einer pluralistischen, vom digitalen Zeitalter und dessen Informationsflut gezeichneten Welt noch zu.

Das ist auch nicht weiter schlimm. Verwerflich ist allerdings, wenn offensichtliche Widersprüche nicht weiter ergründet werden, nicht Gegenstand des fachlichen und öffentlichen Diskurses  darüber werden und in einer Art vernünftigen Konsens enden, sondern je nach Interessenlage

ein Standpunkt zum Nonplusultra erklärt wird. Wissenschaft, Medien, besonders aber die Politik sind in dieser Hinsicht jedoch seit Ausbruch der Corona-Erkrankung säumig.

In den Nachrichten vom 17.2. wird um 18:00 Uhr gemeldet, etliche Tiroler hätten sich mit dem Corona-Virus infiziert, obwohl sie bereits einmal daran erkrankt waren.

Einige Minuten später, um 18:06 Uhr, berichtet der selbe Sender in einer Informationssendung von einer Studie, die den Nachweis erbracht hätte, bereits einmal Infizierte seien gegen eine Neuinfektion „weitgehend immun“. Man solle sie daher auch zunächst nicht impfen, da Impfstoff ohnehin knapp sei. Ein Widerspruch, welcher „gleich geheimnisvoll für Kluge wie für Toren“ (Goethe, Faust) bleibt.

Verschiedene österreichische Zeitungen berichteten vor einigen Tagen über vier britische Studien, welche das Sterberisiko bei der britischen Variante des Virus untersucht haben sollen. Im Vergleich zu anderen Varianten von Sars-CoV-2 steigt demzufolge das Sterberisiko laut der „London School of Hygiene & Tropical Medicine“ um 58%, das „Imperial College London“ spricht von 38%, Wissenschafter der Universität von Exeter beziffern das erhöhte Risiko mit 70% und „Public Health England“ kommt auf 65%.

Wohlgemerkt - es handelt sich hier angeblich um wissenschaftliche Studien. Die Frage bleibt offen, wer hier was unter Wissenschaft versteht. Oder aber lassen sich die Ergebnisse überhaupt nicht vergleichen, weil in der einen Studie Äpfel mit Birnen und in der anderen mit Zitronen verglichen werden?

Ähnlich verhält es sich seit Wochen bei der Diskussion um die Wirksamkeit des Astra-Zeneca-Impfstoffes. Laut den diversen Berichten und Einschätzungen von Experten, insbesondere in Österreich, wirkt dieser durchaus gut bei milden und moderaten Verläufen der Erkrankung, wenn auch etwas weniger als andere Impfstoffe, gegen schwere Erkrankungen sei die Wirkung sogar sehr gut, beteuern diverse Experten in den Medien. Zahlreiche österreichische Ärzte sowie Krankenhauspersonal haben mittlerweile trotzdem eine Impfung mit Astra-Zeneca abgelehnt.

Eine Studie der Universitäten Oxford und Witwatersrand ergab nun allerdings, dass das Serum bei milden und moderaten Verläufen der südafrikanischen Mutationsvariante vollkommen wirkungslos ist. Ob es schwere Verläufe verhindern kann, ist noch nicht ausreichend geklärt. Tägliche Meldungen zeigen, dass auch wir in Österreich vor dieser Variante nicht geschützt sind und sie sich immer mehr ausbreitet. Südafrika will nun 1 Million Impfdosen an Astra-Zeneca zurückgeben. Na, vielleicht nimmt sie dann die österreichische Regierung.

Ein letztes Beispiel, das wohl allen noch in Erinnerung ist: die „Maskenproblematik“. Noch im Februar 2020 sprach sich das österreichische Gesundheitsministerium gegen das Tragen von einfachen Mundschutzmasken aus, weil diese „keinen wirksamen Schutz gegen Viren oder Bakterien, die in der Luft übertragen werden“ böten. Einzig FFP3-Masken wurde eine Wirksamkeit zugestanden. Im März 2020 riet selbst die WHO davon ab, Masken zu tragen, wenn man nicht selbst schon erkrankt sei. Ende März desselben Jahres sah die Sache anders aus: Das Gesundheitsministerium verordnete quasi eine generelle Maskenpflicht. Mittlerweile ist man nahezu wieder auf dem „Wissensstand“ von Februar 2020 angekommen. Ein einfacher Mund-Nasenschutz wird wieder als unzureichend eingestuft. Allerdings trägt das Land nach wie vor keine FFP3-Masken, sondern FFP2-Produkte.

Mit solchen und ähnlichen Widersprüchen von so genannten Experten in diversen Meldungen und Informationssendungen ist der Medien-Konsument tagtäglich konfrontiert. Die Liste an Beispielen dafür ist mittlerweile so zahlreich, dass sie jedes Format sprengen würde. Wen wundert es da, dass die Bürger weder den Aussagen in den Medien noch denen der Politiker, welche häufig noch mehr und tagtäglich Widersprüche unters Volk bringen, zu deren Klärung sie jedoch wenig bis nichts beitragen, Glauben schenken.

Widersprüche verlangen nach einer Klärung, und wenn diese nicht in einem offenen, nachvollziehbaren Diskurs von jenen erfolgt, die sie in die Welt werfen, dann müssen sie in irgendeiner Weise von den Betroffenen selbst, von den Bürgern, gelöst werden. Und das machen die Menschen auch, indem sie sich gemäß ihres Bildungsgrades und anderer Voraussetzungen einen Reim auf die Geschehnisse machen, weil sie den federführenden Institutionen und Experten längst nicht mehr trauen. Das ist der wahre Grund der Corona-Müdigkeit der Menschen sowie des Misstrauens gegen so manche Erklärung von Politikern oder so genannten Experten, und dieser ist nicht nur nachvollziehbar, sondern dieses Misstrauen besteht zurecht.


21.2.2021


 
Woko vom 14.2.: „Im Paradoxen erscheint die Wirklichkeit“ (F. Dürrenmatt) Drucken E-Mail

 

Friedrich Dürrenmatts paradoxe Komödie „Die Physiker“, vom Schweizer Dramatiker 1961 verfasst, in der es um die Verantwortung der Wissenschafter in Hinblick auf deren Erkenntnisse und deren ethische sowie politische Konsequenzen geht, erfährt in Corona-Zeiten eine wissenschaftstheoretische und tagespolitische Aktualität, welche weit über die literarische Bedeutung des häufig gespielten Stückes hinausreicht.

Abgesehen von Teilaspekten der Handlung sind es insbesondere auch die „21 Punkte zu den Physikern“, also Dürrenmatts Thesen im Anhang des Stückes, welche die besondere Bedeutung und Aussagekraft der Groteske in Hinblick auf das Corona-Dilemma ausmachen.

So etwa wird das planmäßige Handeln, welches im Sinne des Dramatikers ständig von „Zufällen“, durchbrochen wird, zu einer Theorie des Geschehens, durch welche geradezu das Vertrauen in dieses Geschehen schmilzt, es paradox wird.

Bei den Handlungen von Regierungen und Wissenschaftern erfüllen die zahlreichen Pannen sowie die Intransparenz der Entscheidungen diese „Zufallsfunktion“. Das Paradoxe erscheint uns tagtäglich und präsentiert uns eine Wirklichkeit, auf die es zu reagieren gilt. Angefangen von der Einschätzung der Gefährlichkeit des Virus, des Nutzens von diversen Vorkehrungen dagegen bis hin zur entscheidenden Frage der Verhältnismäßigkeit von ergriffenen Maßnahmen sind wir alle tagtäglich mit dem Paradoxen und einer daraus entstehenden neuen Wirklichkeit konfrontiert.

Dürrenmatts 17. These „Was alle angeht, können nur alle lösen“ wäre sodann eine Konsequenz dieser enttarnten Wirklichkeit, welche sich etwa stützend auf Poppers politisch-moralische Regeln zur Problemlösung entwirren ließe. Aber von einer „Vernunft als Wille zur Problemlösung“ ist vielfach wenig vorhanden. Viel zu sehr spielen Interessen eine Rolle, sowohl politische als auch wirtschaftliche. Durch Letztere werden auch die „Betroffenen“ daran gehindert, ihre Beiträge zur Problemlösung zu liefern, was auch ein demokratiepolitisches Problem darstellt.

Die Protagonisten des Stückes, Einstein, Newton und Möbius, nehmen eine vollkommen unterschiedliche ethische Haltung zu ihrer Verantwortung als Wissenschafter ein. Der Corona-Bürger hingegen ist nicht nur mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Aussagen konfrontiert, sondern auch mit der Verantwortung der Politiker, welche teils schwer durchschaubar, täglich wechselnd, intransparent und häufig auch unvernünftig zu sein scheint.

Wie formulierte es Dürrenmatt in seiner These 16: „Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.“ Auch wenn die Gültigkeit dieses Wissenschaftsbegriffes in der heutigen Realität wissenschaftlichen Handelns und Forschens durchaus zu hinterfragen ist, so sind insbesondere die Konsequenzen, welche die Politik daraus zieht, nicht nur Allgemeingut, sondern fordern vom Bürger geradezu die Auseinandersetzung damit ein.

Dass diese durch die etablierte Politik so weit wie möglich behindert wird, ist der eigentliche Skandal in einer demokratischen und offenen Gesellschaft. Wer nicht zu den Befürwortern von Regierungsmaßnahmen zählt, wird als Querdenker im negativen Sinn oder als Verschwörungstheoretiker diffamiert. Auch das ist bis zu einem bestimmten Grad paradox.

 
Woko vom 7.2.2021: Intellexeram, si tacuisses, Prof. Liessmann! Drucken E-Mail

 

Was kann man von einem Philosophen, wenn er zur momentanen Lage des politischen Handelns in unserer Gesellschaft befragt wird, erwarten? Was muss man erwarten?

Zunächst einmal den Versuch einer kritischen Analyse des Geschehens, sodann eine auf Vernunft begründete Argumentation, welche gerade jene Alltagsbereiche des politischen Tuns sowie seine Konsequenzen für die Bürger eines Landes offen legt.

Nichts davon war in der TV-Diskussion vom 7.2. im Rahmen der Sendereihe „Im Zentrum“ vom österreichischen Paradephilosophen Konrad Paul Liessmann vorhanden. Liessmann, den ich bis dato in seiner Rolle als Philosoph durchaus geschätzt habe, trug zur Erhellung des Geschehens so gut wie nichts bei, badete nahezu genüsslich in teils sinnlosem Geschwafel.

Liessmann ortet bei „genügend Anstrengung“ durchaus Verständnis für die Frustration vieler Menschen bezüglich der Regierungsarbeit in Bezug auf die Bekämpfung der Coronaproblematik, allerdings ortete er die „Grenzen des Verstehens“ genau dort, wo sie die Regierung ebenfalls sieht.

Richtig liegt Liessmann bei seinen Ausführungen darüber, dass es in der Wissenschaft „keine Einhelligkeit gibt“, sondern dass wissenschaftliches Arbeiten im Sinne von Kar Popper ein ständiger Versuch von Verifikation und Falsifikation der erarbeiteten Thesen ist, aus „Kontroverse“ sowie aus „Versuch und Irrtum“ besteht und nie absolute Gewissheit mit sich bringt. Aber auch hier konterkariert Liessmann seinen Redeschwall dadurch, dass er meint: „Leider bin ich kein Virologe, sonst könnte ich genau sagen, wie die Dinge sind und was zu tun wäre.“

Nein, das könnte er nicht. Er könnte Vermutungen aufstellen, er könnte argumentieren, aber immer unter Bedacht darauf, dass es auch andere Argumente geben wird, die abzuwägen sind und unter Umständen stärker als seine eigenen sind.

Liessmann stellt des Weiteren, wenig überraschend, fest, dass das Vertrauen der Bürger in die Politik nicht mehr gewährleistet sei. Dann aber dreht er den Spieß um und stellt die wenig sinnvolle Frage, ob nicht auch die Politik das Vertrauen in die Bürger verloren habe. Als ob die Bürger ein solches jemals gehabt hätten, sieht man von der antiken Vorstellung einer Demokratie und des Verhältnisses einiger privilegierter Bürger dazu ab. Politik ist Macht, wie Liessmann selbst weiß, und da spielt das „Vertrauen in die Bürger“, abgesehen vom Wahltag, so gut wie keine Rolle. Wiederum ein Redeschwall ohne irgendeine Aussage mit vernünftigem Gehalt.

Schließlich versteht der Philosoph auch nicht, warum „Diskussionen so wunderbar im Kreis rennen“ und die Frage des Tragens von Masken in der derzeitigen Situation so „hochstilisiert“ werde. Offensichtlich ist ihm die Diskussion der so genannten Experten über die Schutzwirkung diverser Masken entgangen. Vielleicht hat er auch nicht mitbekommen, dass die Regierung selbst es war, die ursprünglich das Tragen von Masken nicht für sinnvoll hielt. Der „spezielle Sinn“ des Tragens von Masken ist für den Philosophen sonnenklar, und das trotz der angedeuteten Divergenzen in Fachbereichen über diese Frage. Also doch ein Virologe, unser Professor?

Der Philosoph der Nation bedauert auch noch den „Flop“ der Corona-App, ohne auch ein kritisches Wort darüber zu verlieren, so als gelte es nicht auch hier abzuwägen zwischen Vor- und Nachteilen einer solchen Technologie.

Zu guter Letzt geht Liessmann auch noch auf das „Handbüchlein der Moral“ von Epiktet ein und hält einen Kurzvortrag über die Macht in der Politik. Wiederum vollkommen unkritisch, weil die Frage, ob und wann die Bürger der Politik folgen, nur auf die Konsistenz politischer Botschaften

zurückgeführt wird. Nein, so dumm sind die Bürger nicht, Herr Professor, zahlreiche andere Faktoren wie Eigennutz, mediale Beeinflussung usw. spielen dabei eine Rolle.

Es ist erschreckend, mit welch geringem Maß an analytischen und kritischen Bewusstsein sich einer der bekanntesten Philosophen des Landes medial präsentiert. Si tacuisses, philosophus mansisses, Prof. Liessmann!

 
Woko vom 31.1.2021: Wird jetzt nicht gehandelt, dann droht eine zusätzliche Bildungsmisere Drucken E-Mail

 

Das österreichische Bildungswesen dümpelt seit Jahren vor sich hin. Eine Husch-Pfusch-Aktion, inhaltlich abhängig von der jeweils regierenden Partei und ihrer Ideologie, jagt die andere. Jeder kennt die Diskussion um die Gesamtschule, um die Einführung des Faches Ethik, um die Förderung von Kindern mit anderer Muttersprache, um die unterschiedlichen Maßnahmen, welche es umzusetzen gilt, um bessere PISA-Ergebnisse zu erreichen u.a.m.

Gerade nun, in der durch die Corona-Problematik bedingten eingeschränkten Schulöffnungen und deren Folgen, wäre schnelles und konsequentes Handeln der verantwortlichen Politiker wichtig, damit ohnehin bestehende Bildungsdefizite großer Teile von jungen Menschen, welche sich seit vielen Jahren angehäuft haben (Die diversen PISA-Vergleiche geben trotz ihrer Problematik genügend Indizien für diese Behauptung her), nicht noch drastischer zunehmen. Vor allem sozial schwächere Bevölkerungsschichten erfahren durch Unterrichtsentfall und das derzeit praktizierte distance learning einen weiteren Bildungsrückschritt. Viele von diesen Kindern haben weder einen Computer, mit dem sie arbeiten könnten, noch einen geeigneten Arbeitsplatz. Die Hilfestellungen, welche ihnen von Eltern oder Geschwistern geboten werden können, halten sich in Grenzen.

Die Lehrer an den Schulen kennen die Problematik. Die von Unterrichtsminister Faßmann propagierte „Milde“ in der Benotung ändert am Problem nichts, denn die Defizite bleiben trotz eines positiven Zeugnisses und werden in die Zukunft der Schullaufbahn mitgeschleppt. Diese wird somit für zahlreiche in der derzeitigen Situation benachteiligten Schülerinnen und Schüler ein jähes und plötzliches Ende finden, wenn nämlich wieder „Normalität“, sowohl im Unterrichtsgeschehen als auch in der Beurteilung von Leistungen, an den Schulen eingekehrt ist.

Was also wäre zu tun, um den Super-Gau für zahlreiche junge Menschen zu verhindern und sie ihrer Zukunftschancen nicht zu berauben? Naheliegend wäre es, ihnen zusätzliche Betreuungsmöglichkeiten zu sichern, um Versäumtes aufholen zu können. Ein Vermerk im „milden“ und hoffentlich positiven Abschlusszeugnis könnte quasi als Eintrittskarte für diese Art von Zusatzbetreuung gelten, welche während der Sommerferien an den Schulen angeboten werden sollte. Die Möglichkeit, ein solches Konzept auch in den Semesterferien zu verfolgen, wurde von der Politik wohl schon verschlafen.

Während der Sommerferien? Ich höre schon den Aufschrei von verschiedensten Seiten. Eltern, welche ihr Recht auf Urlaub einfordern, Lehrer, welche auf ihre wohlverdiente Ferienzeit pochen, die Wirtschaft, welche die jungen Leute inclusive ihrer Eltern lieber an Urlaubsdestinationen als Konsumenten weiß, damit die Kassa klingelt.

Aber wenn uns Bildungsmöglichkeiten für alle in unserer Gesellschaft sowie die Zukunft unserer Jugendlichen nur annähernd das wert wären, wovon die Regierung immer gerne spricht, sollte diese Zusatzmöglichkeit ein Muss sein. Gerade da auf Grund einer problematischen Bestell- und Impfstrategie der Politik geplante Sommerurlaube im Ausland ohnedies für zahlreiche Familien buchstäblich ins Wasser fallen werden, gerade weil in den durch Corona bedingten zwei Rumpf-Schuljahren sich so schwere Bildungslücken angehäuft haben, dass nicht nur minder Begabte Schwierigkeiten haben werden, diese in Zukunft zu schließen.

Die Lehrer selbst könnten mit ihrem Engagement während der üblichen Ferienzeit unter Beweis stellen, dass es ihnen in erster Linie um die Zukunft der jungen Menschen geht und nicht um ihre Freizeit, wie ihnen mitunter gerne unterstellt wird. Außerdem sind sie selbst auch in der Urlaubsgestaltung durch die Pandemie gehandicapt. Da sie normalerweise auch während der Ferien arbeiten (Fortbildung, Vorbereitungen usw.) und ihnen über diese Tätigkeiten hinaus eigentlich nur derselbe Urlaubsanspruch zusteht wie anderen Arbeitnehmern auch, wird man diese Tätigkeit selbstverständlich auch zusätzlich entlohnen müssen. Aber das dürfte wohl das geringste Problem sein in einem der reichsten Länder der Welt, in welchem der Anteil der öffentlichen Bildungsausgaben sowohl in Hinblick auf das BIP als auch gemessen an den Gesamtausgaben des Staates immer noch unter dem OECD-Durchschnitt liegt. Wenn man Milliarden in die Hand nimmt, um Unternehmen zu retten oder Panzer zu kaufen, wird man doch auch Geld dafür aufbringen können, um die Zukunft der jungen Menschen und somit auch des Arbeitsmarktes zu gewährleisten.

Auch rechtlich dürfte das kein großes Problem darstellen, denn die Pädagogen sind aus wichtigen dienstlichen Gründen auch während der Ferien abrufbar.

Die Regierung wäre also gut beraten, jetzt die Weichen für ein Unterrichtsgeschehen während der Sommermonate zu stellen und die Sommerferien in diesem Jahr dementsprechend zu verkürzen. Oder will man wieder zuwarten, bis das Schlamassel manifest geworden ist?

 
Woko vom 24.1.20121: Ein Regierungswechsel steht bei Weitem nicht an - und wenn, dann nicht mit der SPÖ Drucken E-Mail

 

Es ist nichts Neues. Kanzler Kurz ist ein gewiefter Stratege, der es ausgezeichnet versteht, die politischen Kontrahenten je nach Sachlage und Stimmungslage in der Bevölkerung für den eigenen Vorteil einzuspannen. Erste Anzeichen dafür war und ist die Tatsache, dass Kurz in solchen Zeiten zunehmend von der medialen Bildfläche verschwindet und selbst den Kontrahenten mehr und mehr die Bühne überlässt. Natürlich nicht dafür, dass diese sich politisch profilieren, sondern dass sie es sind, die den aufkeimenden Volkszorn ausgesetzt sind.

Eine solche Strategie fährt der Kanzler derzeit rund um das Impfdesaster, durch welches die Bevölkerung nicht nur verunsichert ist, sondern dem Regierungskurs auch zunehmend misstraut.

Nicht nur, dass die so als sicher und wirksam gepriesenen Impfstoffe, dieses ihnen von der Regierung und den Medien zugewiesene Attribut nicht ganz zu halten scheinen, es mehren sich auch die Meldungen über problematische Zwischenfälle nach der Verabreichung der Impfungen sowie die Einschätzung von deren Wirksamkeit in Bezug auf die neuartigen Virusmutationen. Hinzu kommen die Lieferungsverzögerungen der Pharmakonzerne, die Problematik rund um die Impfreihenfolge, bei der sich wieder einmal zeigt, dass manche Menschen sich eben für gleicher als andere halten und ihre Funktion missbrauchen, um die Warteliste auszutricksen.

Was also liegt näher für den Schlaumeier Kurz als in dieser für ihn und seine Popularität heiklen Phase andere Protagonisten in den Vordergrund treten zu lassen. Das betrifft sowohl den eigenen Koalitionspartner, der vor allem in Gestalt des Gesundheitsministers wiederum jene Prügel einstecken soll, die Kurz selbst verfehlen sollen, aber auch die Koalitionsparteien. Schulterschlüsse mit den NEOS und der SPÖ stehen derzeit wieder auf der Tagesordnung.

Dass die SPÖ-Chefin Rendi Wagner diese Strategie des Kanzlers noch immer nicht durchschaut hat, ist mittlerweile keine Überraschung mehr, dass aber selbst der Wiener Bürgermeister Ludwig sich für die Interessen des Kanzlers einspannen lässt und gemeinsam mit diesem die Verlängerung des wirtschafts-, sozial- und gesundheitspolitischen Ausnahmezustandes verkündet, ist ein Novum.

Letzteres veranlasst zahlreiche Medien zur gewagten These, der Kanzler hätte womöglich einen Koalitionswechsel von GRÜN hin zur SPÖ vor, und ich halte es auch für möglich, dass so mancher SPÖ-Politiker sich selbst schon in einem zukünftigen Regierungsamt unter der Regie von Kurz wähnt.

Blöd wäre er, Kanzler Kurz, einem so schwachen Koalitionspartner, wie ihn die GRÜNEN darstellen, der in der gesamten Regierungsarbeit so gut wie kein eigenes Profil zeigt, die Rote Karte zu zeigen. Da ist es doch wesentlich naheliegender, einen weiteren Beitrag zum Niedergang der Sozialdemokratie zu leisten, die sich aus ihrer selbstverschuldeten Misere nicht aufzurappeln und selbst schwerste Regierungsfehler nicht zu nützen vermag. Selbst eine so schwache SPÖ wie unter der Parteichefin Rendi Wagner ist Kurz noch ein Dorn im Auge.

Es geht Kurz nicht um einen Kurswechsel mit der SPÖ, es geht ihm darum, diese weiter zu schwächen. Das haben nur die Sozialdemokraten noch nicht erkannt.

 
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