Woko vom 10.3.: Schülerprotest: Lasst euch nicht entmutigen! Drucken

Die etablierte Politik, welche in Sachen Klimaschutz nahezu in allen Ländern dieser Welt - so auch in Österreich - gigantischen Nachholbedarf hat, macht auf unterschiedliche Weise mobil gegen den Protest von Schülern gegen diese Versäumnisse.

Zahlreiche Spitzenpolitiker, allen voran EU-Kommissionspräsident Juncker und die deutsche Kanzlerin Merkel, loben zwar die Initiative der jungen Leute. Der Wiener Bildungsstadtrat Czernohorszky spricht sogar davon, „stolz“ auf die jungen Menschen zu sein, Bildungsminister Faßmann begrüßt den Streik „grundsätzlich“, allerdings nicht während der Unterrichtszeit.

Viel Lob also, allerdings bestehend aus heißer Luft. Die Junckers, Merkels und Faßmanns dieser Welt sind es ja eigentlich, gegen deren Untätigkeit in Fragen einer effizienten Klimapolitik die jungen Menschen streiken. So ist Österreich seit Jahrzehnten säumig, was die Einhaltung der auferlegten Klimaschutzziele betrifft, in etlichen Bereichen ist unser Land sogar Schlusslicht in Europa.

Das Lob der Politiker ist daher im Wesentlichen absurd, denn nähmen sie es ernst, dann müssten sie aufgrund bisheriger Versäumnisse entweder rasch zurücktreten oder aber eine Art Hyperaktivität in Sachen Klimaschutz entwickeln, von welcher jedoch nichts zu spüren ist.

In Österreich ist das Streikrecht ein im Gesetz nicht geregeltes Grundrecht der Bürger und auch Bestandteil der Europäischen Grundrechtecharta. Und Schüler sind ohne Zweifel auch Bürger.

Nun häufen sich jedoch angesichts der Tatsache, dass diese Schülerbewegung auf dem Weg zu einer ernsthaften weltweiten Protestbewegung ist, die Lebens- und Zukunftsinteressen vor Kapitalinteressen stellt, die Stimmen politisch Verantwortlicher, die Schule müsse sich dem politischen Tagesgeschehen entziehen. Wenn also Proteste, dann schulferne, Freizeitproteste. Dem widerspricht nicht nur der Unterrichtserlass „Politische Bildung“, sondern die Schule ist alles andere als ein politikfernes Refugium. Schule ist ein öffentlicher Raum und selbstverständlich sind Schüler wie alle anderen Bürger auch Betroffene von politischen Prozessen und Entscheidungen.

Wenn Werktätige streiken, dann machen sie das auch nicht in ihrer Freizeit, sondern sie tun es während der Arbeitszeit, um ihrem Begehren mehr Nachdruck zu verleihen. Auch aus organisatorischen Gründen sind Streiks während der Arbeitszeit leichter und besser zu organisieren als in der Freizeit. So ist es auch den Schülern nicht zu verdenken, dass sie diese Anleihen aus der Praxis der Arbeitswelt übernehmen.

Der Journalist Andreas Schwarz wendet sich in einem Kommentar vehement gegen Schülerproteste. „Kinder“ seien es, die da „indoktriniert“ werden, ein „Spektakel“ würde veranstaltet, so Schwarz. Und er fordert: „Hände weg von unseren Kindern!“

Diese „Kinder“ sind ab der 9. Schulstufe nicht mehr schulpflichtig und mit 16 Jahren wahlberechtigt. Ob Schüler, mit denen man im Unterricht eine Problemlage gemeinsam diskutiert, mehr indoktriniert werden als Erwachsene, die täglich „Österreich“ oder die „Krone“ lesen, sei dahingestellt. Ein „Spektakel“, also ein Ereignis, welches Aufsehen erregt, soll der Einsatz der jungen Leute selbstverständlich sein, denn davon hängt schließlich auch der Erfolg einer Demonstration ab.

 

Also liebe Schüler, lasst euch - was die Teilnahme oder Nichtteilnahme an der Demonstration am 15. März betrifft - von so manchem Erwachsenen nicht einschüchtern oder entmutigen, sondern handelt nach gründlicher Überlegung und Abwägung dessen, was euch wichtig ist und wovon ihr überzeugt seid!