Woko vom 14.6.2015: Üben verboten! Drucken

Nachdem das lautstarke Poltern für eine flächendeckende Einführung des ganztägigen Schulbetriebs in Österreich nur bedingt von Erfolg gekrönt war, weil zahlreiche Schulstandorte weder über die Räumlichkeiten für so ein Vorhaben noch über die notwendige Ausstattung im pädagogischen Bereich, die notwendigen Arbeitsplätze für Lehrer usw. verfügen, hat das Bildungsministerium nun einen anderen Weg eingeschlagen.

Seit wenigen Tagen ist nun eine Verordnung in Begutachtung, durch welche offensichtlich die Ganztagsschulformen über die Hintertür zur pädagogischen Notwendigkeit erklärt werden sollen.


Im Zentrum dieser Verordnung steht nämlich die Absicht, Hausübungen im Wesentlichen nur mehr zu ermöglichen, wenn diese auch in den schulischen Betreuungsteil am Nachmittag fallen. Die individuelle Lernzeit von Schülern wird durch die Verordnung nämlich auf 100 Minuten pro Woche beschränkt. Da diese Zeitvorgabe allerdings auch die Aufwendungen für Prüfungs- und Schularbeitsvorbereitungen sowie für die Aneignung des Lernstoffs enthält, müssten Hausübungen dadurch faktisch entfallen.


Obwohl österreichische Schüler nach der PISA-Studie 2012 im Vergleich mit Schülern anderer Länder ohnehin bereits erschreckend geringe individuelle Übungszeiten in Form von Hausübungen aufweisen, hat das Ministerium mit diesem „Betreuungserlass“ nun vor, selbst dieses Zeitausmaß noch empfindlich zu kürzen. Das ist keine Bildungspolitik, das ist  neben vielen weiteren Versäumnissen ein Armutszeugnis für diese Regierung. (Gerhard Kohlmaier)