Woko vom 29.5.: Die wahren Hintergründe der Anhebung der Grunderwerbssteuer Drucken E-Mail

Im deutschen Magazin „Der Spiegel“ vom 21.5.2016 wurde darüber berichtet, wie sich Großinvestoren beim Kauf von Immobilien um die Grunderwerbssteuer durch so genannte Share Deals drücken. Im Wesentlichen besteht der Trick darin, dass sie dabei nicht die Gebäude selbst, sondern einzig die Anteilsmehrheiten einer Firma kaufen, welche zum Zwecke der Steuervermeidung gegründet wird. Beim Kauf selbst verbleibt dann ein geringer Anteil bei einer juristisch oder natürlichen Person bzw. bei einem unabhängigen Dritten. Die Grundbucheintragung, welche man sich in diesem Falle ebenso erspart, verbleibt demnach beim Unternehmensnamen, geändert haben sich hingegen die Eigentumsverhältnisse. Auf diese Art und Weise entgehen dem deutschen Staat jährlich Milliardenbeträge an Grunderwerbssteuer.

 

Nun ist die Situation in Österreich im Wesentlichen dieselbe. Auch hier ist es vollkommen legal, sich auf diese Art und Weise die Grunderwerbssteuer sowie die Grundbucheintragungsgebühr zu ersparen. Österreichische Steuerberater informieren darüber, dass man bei diesen Share Deals lediglich darauf achten müsse, dass man die gewählte Aufteilung auch wirtschaftlich begründe und den Anteil von Dritten möglichst nicht allzu gering halten solle.

 

Nun haben wir in Österreich seit 1. Jänner 2016 ein neues Grunderwerbssteuergesetz, welches sowohl eine Anhebung der Bemessungsgrundlage (vom Einheitswert zum realen Wert) mit sich brachte als auch eine Erhöhung des Steuersatzes, der nun 3,5% vom Grundstückswert beträgt (Ausnahmen: unentgeltlicher Erwerb innerhalb der Familie, Landwirtschaft).

 

Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Erhöhung der Grunderwerbssteuer in Österreich so wie in Deutschland u.a. deshalb eine Notwendigkeit darstellte, weil wegen der besagten Share Deals der Großen die Einnahmen aus dieser Steuer beständig gesunken sind. Wieder einmal sollen dafür die Kleinen in die Presche springen und die Normalbürger werden mehr zur Kasse gebeten, weil die großen Investoren gar nicht daran denken, Steuern zu bezahlen.  (Gerhard Kohlmaier)